Lucy Fricke: Die Diplomatin

Fred arbeitet als deutsche Diplomatin in Istanbul. Der Job hat nichts Glamouröses, sondern ist geprägt von Pragmatismus und Resignation. Die Stimmung in der Stadt ist aufgeheizt; Menschen, die dem autokratischen Regime missliebig sind, werden grundlos inhaftiert oder schikaniert. Die erfahrene Diplomatin versucht den Spagat zwischen nach außen gezeigter Zuversicht und innerer Mutlosigkeit.

Vor dem Hintergrund staatlicher Willkür bleibt Fred äußerlich ruhig und gelassen. Zwischen langweiligen Empfängen und Terminen plant sie im Geheimen Fluchtmöglichkeiten für ihre von der türkischen Justiz verfolgten oder festgehaltenen Schützlinge. Dazu gehört auch ein in Ungnade gefallener Journalist, mit dem sie eine Affäre hat. Trauen kann sie eigentlich niemandem. Freund und Feind liegen dicht beieinander. Der türkische Geheimdienst ist überall präsent.

Fred kommt nicht aus der üblichen Klasse von DiplomatInnen, die schon seit Generationen die Botschaften bevölkern. Sie ist bei ihrer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen, die bis heute nicht begreift, warum ihre Tochter diesen Beruf ausübt und immer noch keinen netten Mann geheiratet hat.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Die Sprache ist knapp und irgendwie norddeutsch kühl. Die Handlung scheint mir sehr realistisch und der Humor ist trocken. Bitte unbedingt lesen.

Die Autorin:

Lucy Fricke wurde 1974 in Hamburg geboren. Sie arbeitete an zahlreichen Fernseh- und Kinofilmen mit, bevor sie am Deutschen Literaturinstitut Leipzig studierte.

  • Ullstein Verlag
  • 256 Seiten
  • ISBN-13 9783546100052
  • 22 €

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