Mieko Kawakami: Brüste und Eier

Ein heißer Sommer in Tokio, Natsuko bekommt Besuch von ihrer älteren Schwester Makiko und deren Tochter Midoriko. Makiko denkt über eine Brustvergrößerung nach und möchte sich in einer Tokioer Klinik informieren. Sie arbeitet als Bardame in Osaka und verdient eigentlich nicht genug Geld für eine so kostspielige Operation. Tochter Midoriko ist voll in der Pubertät. Sie hat vor einiger Zeit beschlossen, mit ihrer Mutter nur noch schriftlich zu kommunizieren. Ihr sich verändernde Körper beschäftigt sie sehr. Die Periode, die Funktion der Eierstöcke und Gebärmutter findet sie widerlich.

Natsuko ist Schriftstellerin, die sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Sie hat bereits ein Buch veröffentlicht, das ein literarischer Erfolg ist. Natsuko hält zu Männern Abstand, sie findet Sex abstoßend und hat kein Verlangen danach.

In der kleinen Wohnung von Natsuko lerne ich diese drei Frauen kennen. Väter und Ehemänner, wenn es sie gab, sind nicht vorhanden. Die Schwestern sind bei Mutter und Großmutter aufgewachsen. Midoriko kennt ihren Vater nicht.

Jahre später, Natsuko schreibt an einem vielversprechenden Roman und spürt in sich den Wunsch Mutter zu werden. Sie überlegt einen Samenspender zu suchen, denn sie möchte das Kind allein bekommen.

Ihre Lektorin warnt sie vor der Verantwortung und der finanziellen Belastung. Eine allein erziehende Freundin bestärkt sie in ihrem Wunsch. Sie selber ist erschüttert über Berichte von Erwachsenen, die, nachdem sie erfahren hatten, dass sie durch eine Samenspende entstanden sind, jetzt ihren leiblichen Vater suchen. Auch ihre Schwester rät ihr ab.

Natsuko aber ist sich sicher, dass es der richtige Weg ist und findet schließlich eine Lösung.

Der Roman hat mich wirklich betroffen gemacht. Natsuko und ihre Schwester erscheinen so einsam und verloren. Es gibt keine engen Freundinnen oder Verwandte, mit denen sie sich austauschen. Natsuko diskutiert unaufhörlich mit sich selbst.

Die Gedanken und Positionen aller Frauen sind sehr gut ausgearbeitet und bieten viel Stoff zum Nachdenken, speziell auch über die japanische Gesellschaft.

Ich habe diesen gelungenen Roman mit Genuss gelesen, obwohl der Titel mich etwas abgeschreckt hat.

Die Autorin:

Mieko Kawakami wurde 1976 in Osaka geboren. Bevor sie Schrifstellerin wurde, hat sie als Bardame, Sängerin und Bloggerin gearbeitet.

  • DuMont Verlag
  • 496 Seiten
  • ISBN 978-3-8321-8373-8
  • 24€

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