René Anour: Die Totenärztin: Wiener Blut

Fanny Goldmann hat gegen große Widerstände ihr Medizinstudium beendet. Das ist zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine absolute Seltenheit für Frauen, und noch exotischer ist: sie möchte unbedingt als Pathologin arbeiten. Den Toten eine Stimme geben, das ist ihr größter Wunsch. Nur durch ihre Beharrlichkeit darf sie in der Wiener Pathologie anfangen zu arbeiten, als untergeordnete Hilfskraft. Als Mädchen für alles wird sie schikaniert und ausgegrenzt.

Wer als Frau so weit kommt zu dieser Zeit lässt sich natürlich nicht so schnell klein kriegen. Als ein toter Obdachloser eingeliefert wird, findet sie Ungereimtheiten und obduziert die Leiche heimlich. Ein Zettel mit einer Nachricht im Mantel des Toten führt sie in eine Welt von Mördern und Betrügern. Sie lernt den geheimnisvollen „Blaumeise“ kennen und wird fast von dem mächtigen Grafen Waidring ermordet. Fast immer an ihrer Seite ist ihre Freundin Tilde.

Das Ende verrate ich nicht. Es schreit aber regelrecht nach einer Fortsetzung. Ich bin gespannt.

Leider kenne ich Wien nur flüchtig. Der Autor führt sehr anschaulich durch die Stadt der damaligen Zeit. Seine Protagonistin Fanny ist liebenswert, wagemutig und etwas naiv. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, obwohl ich sonst nicht gern historische Romane lese. Interessant ist, bei dem Ablauf einer Obduktion 1908 dabei zu sein. Der Autor punktet mit Medizinhistorie.

Mein Fazit: Sehr gelungen, ein spannender Krimi zum Abtauchen, der viel Information bietet.

Der Autor:

René Anour lebt in Wien. Er studierte Veterinär-Medizin und arbeitete für einen Forschungsauftrag an der Harvard Medical School.

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